Bach Les Paul – Nachbau

Die Gibson Les Paul ist neben der Fender Stratocaster schlechthin die Gitarre des Blues und Rock. Gleichzeitig sind sie so etwas wie Gegenpole: die Strat, hell und hart und ‚dreckig‘ klingend und die Paula, weich mit unendlich langem Sustain – gemacht für die (etwas) langsamere Gangart. Natürlich ist diese Unterscheidung ganz plakativ und man kann den genau gegenteiligen Sound aus den Instrumenten herausholen, aber so grob stimmen die Richtungen.

Mit ihrer kurzen Mensur (623mm) gegenüber der Strat (643mm) sind Bendings auf der Paula leichter zu spielen. Die Humbucker-Pickups und der lange Sustain durch ihren eingeleimten Hals und Mahagoni-Korpus mit Ahorn-Decke machen die Paula aus.

Eine originale Gibson Les Paul ist ziemlich teuer, wenn man einmal von den abgehalfterten Lowcost-Versionen mit Hohlräumen im Korpus und ohne Ahorn-Decken absieht.

Es gibt aber einige gute bis sehr gute Nachbauten. Früher war das die Epiphone Les Paul. Epiphone ist eine Tochter von Gibson und bedient das niedrigere Preissegment. Durch den Kostendruck hat sich aber deren Produktion im Laufe der Jahrzehnte von Amerika über Europa (Tschechien, Ungarn) nach Fernost verlagert. Und auch dort ging es von Japan über Billiglohnländer(Taiwan) zu Billigstlohnländern bis heute nach China. Zweifellos können auch die Chinesen inzwischen gute Instrumente abliefern, das größte Problem ist allerdings die Qualitätsstreuung in der Serie. Neben brauchbaren bis guten Instrumenten kommen immer mehr schlecht und ungenau gefertigte Gitarren in den Verkauf.

Auf meinen Recherchen im Internet stieß ich auf die tschechische Firma Bach. Sie IMGP1003kwurde von ehemaligen Mitarbeitern der Epiphone Fertigungsstätte (alles gelernte Instrumentenbauer) gegründet. Wie es hieß, bauten sie auch einen Les Paul Nachbau von sehr guter Qualität zu einem sehr fairen Preis. Er liegt auf oder geringfügig über den Epiphonepreisen. 2011 entschloss ich mich, eine … bei Bach direkt in Tschechien zu bestellen (… steht für Les Paul – der offizielle Name darf nur von Gibson und Epiphone benutzt werden). Als die Gitarre – ich glaube, es war nach etwa 14 Tagen – eintraf, war ich begeistert, sie sah mit der schwarz gebeizten, klarlackglänzenden, gemaserten Ahorndecke hinreissend aus. Die Verarbeitung ist top, keine Tränen oder Unregelmäßigkeiten im Lack, gute Mechaniken und Potis. Das Einzige, was vielleicht zu bemängeln war, waren die zwar exakt abgerichteten aber nur grob geschliffenen und nicht polierten Bundstäbchen. Dies würde zu mehr Geräuschen beim Spielen und anstrengenderem Bending als nötig führen.

Da der originale .010er Saitensatz sowieso einem .009er weichen sollte, habe ich bei dieser DSCF0505kDSCF0506kGelegenheit gleich die Bundstäbchen poliert. Hier kann man Bilder von dieser Arbeit sehen.
Das Griffbrett wird zwischen den Bundstäbchen sorgfältig abgeklebt, damit keine Politur an das Holz gelangen kann.

Die Bundstäbchen habe ich mit einer Metallpolitur (Autozubehörhandel) poliert. Ein mit Filz beklebter Holzstab hilft, den Druck gleichmäßiger auf der ganzen Länge des Bundstäbchens zu verteilen. (Und der Zeigefinger tut hinterher auch nicht so weh ;-).)

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Anschließend – nach Politur und Entfernen der Abklebung – wurde das Griffbrettholz noch mit einem Pflegeöl behandelt.

DSCF0511kIch verwende hierfür Balsin Schaftöl der Firma Ballistol. Ich weiß, es gibt spezielle Pflegeöle (mit Zitronenduft), aber Balsin ist seit Jahrzehnten für den Feuchtigkeitsschutz von Holz erprobt und es zieht schnell ein. Ich habe es mehrfach im Abstand von einigen Minuten / halbe Stunde aufgetragen. Das Foto zeigt den frisch aufgetragenen Zustand. Über Nacht habe ich das Pflegeöl einziehen lassen und meit einem weichen Leinentuch nachpoliert, bevor ich die Saiten aufgezogen habe.

Meine Paula liegt gut in der Hand, hat eine angenehm tiefe Saitenlage, ist stimmstabil, hat gute Mechaniken und einen sehr guten Sound. Ehrlich gesagt, fast perfekt – zu perfekt: sie hat einen so langen Sustain, dass sie (für mich) schwer ruhig zu bekommen ist. Versehentlich berührte Saiten wollen gar nicht mehr aufhören zu schwingen. Die Dämpfung aller nicht genutzter Saiten beim Spielen überfordert noch meine Spielfertigkeiten. (Ich bin da allerdings auch kein Maßstab ;-).) Eigentlich ist es eine gewollte Supereigenschaft dieser Paula!!! Vielleicht findet sich ja ein Virtuose, der den Vergleich zu einer originalen Gibson ziehen kann…