Celestion Ditton 662

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So begeistert ich von meinen beiden Celestion Ditton 33 bin, habe ich mich doch immer gefragt: Baut(e) diese Firma etwa noch bessere Lautsprecher?

Im Internet werden die Ditton 66 und ihr Nachfolger Ditton 662 sehr hoch gelobt und zu den HighEnd-Lautsprechern gezählt, obwohl sie schon vor ca 35 Jahren gebaut wurden.


 

Hier eine kurze technische Info:

passives Dreiwege-System mit einem zusätzlichen Bassradiator (nicht angetrieben)

  • Hochtonkalotte mit Schutzgitter
  • 50mm-Mitteltonkalotte mit Schutzgitter
  • 310mm-Tieftöner mit Harzgetränkter konischer Papiermembran und Gummisicke
  • 310mm-passiver Radiator, gleiches Chassis wie der aktive Tieftöner, aber ohne Schwingspule, Magnet und Harzdurchtränkung. (Die Harzdurchtränkung soll Partialschwingungen der Membran dämpfen, die dadurch entstehen können, das der Antrieb punktuell an einem Ende der Membran seine Kraft einleitet. Der passive Radiator wird dagegen durch den flächig wirkenden Luftdruck angetrieben und ist daher praktisch partialschwingungsfrei.)

Frequenzgang: 18…40000 Hz ±3dB
Belastbarkeit: 160 Watt
Abmessungen (HxBxT): 105,7mm x 400mm x 300mm
Gewicht: 34 kg/Stück


 

So ergab sich die seltene Gelegenheit im Dezember 2015, zwei Celestion Ditton 662 über ebay-Kleinanzeigen zu erwerben. Der Preis schien sehr fair und die Boxengehäuse nahezu neuwertig. Die Lautsprechermembranen hatten keine Dellen und die Gummisicken schauten neuwertig aus. Einzig die Bespannungen der jeweils zweiteiligen Frontverkleidungen waren löchrig. Der sowieso eher nach Sackleinen aussehende Stoff war wohl von Motten zerfressen. Ich werde die Frontabdeckungen demnächst mit hochwertigem Lautsprecher-Bespanngewebe beziehen; solange bleiben die Verkleidungen ab.

Der Transport dieser Monster erwies sich im Mittelklasse-PKW so gerade möglich – eine Box im Kofferraum, eine auf der Rückbank.


Auf den Klang war ich, wie erwähnt, sehr gespannt. Die Ditton 33 hatten mich derart verwöhnt, was Transparenz, Präsenz und Luftigkeit, sowie Räumlichkeit und Tiefenstaffelung anging, ebenso der druckvolle, nicht dröhnende Bass.

All dies boten die Ditton 662 nicht!
Naja, so ganz stimmt das nicht: der Bass ist noch tiefer und druckvoller aber genauso präzise, was bei den großen Membranen fast verwundert. Aber der Rest war nicht vorhanden.

Um es an dieser Stelle abzukürzen: die Boxen waren defekt. Hier muss ich den Verkäufer in Schutz nehmen, dem der Mangel sicher nicht bekannt war. Er hat glaubhaft versichert, die Boxen von seinem Onkel geerbt zu haben.

Was war nun nicht in Ordnung?
Die rechte Box (man stellt asymetrische Boxen so auf, dass die Hoch-/Mitteltöner weiter innen stehen) hatte nur einen kleinen Fehler, der sich schnell beheben lies: ein Kabel klapperte am passiven Radiator, wenn die Tief(st)tonlautstärke extrem war. Der Fehler war schnell behoben.
Aber auf der linken Seite stimmte es nicht. Man hatte tatsächlich den Eindruck, dass sich fast alles Musikgeschehen auf der rechten Seite abspielte und diese Seite viel natürlicher klang. Neben einer defekten Frequenzweiche (wenig Auswirkungen und schnell repariert) war der Kalottenmitteltöner verantwortlich. Die zunächst festgestellten Übergangswiderstände an der Verkabelung der Schwingspule konnten leicht behoben werden, aber die Verzerrungen aus dem Lautsprecher machten das Klangbild zunichte.

Bilder von der Reparatur

Die Reparatur bzw. Neujustierung der Schwingspule im Magnetspalt dieses 3,3kg schweren Mitteltöners brachte die Erlösung. Das war ca. 6 Stunden vor dem Schreiben diese Artikels. Ich hoffe also, dass das Problem endgültig gelöst ist und die Hörerfahrung der jetzt einwandfreien Lautsprecherboxen ist z.Zt. noch gering.
Trotzdem lässt sich schon feststellen, dass auch diese Boxen eine transparentes, luftiges, räumliches und tiefengestaffeltes Klangbid erzeugen und somit in die großen Fußstapfen der Ditton 33 treten.

Eine zweite, echte Reparatur des Mitteltöners war doch noch erforderlich, weil bei einigen Frequenzen und Lautstärken (eher Leisestärken ;-)) immer noch Verzerrungen – teils deutlich – zu hören waren. (Und wenn man sie einmal hört, hört man sie immer!)

Ich muss jetzt noch viel hören, um mir ein genaues Urteil zu bilden. Als ich die Ditton 33 zum erstenmal hörte, glaubte ich diese Tranparenz könne nur ein Konus-Mitteltöner schaffen (was ja eigentlich wegen der größeren bewegten Masse Unsinn ist).